SBB hat Ärger mit neuer Software

von Marcel Wüthrich

20. November 2017 - In den letzten Wochen ist es bei der SBB zu Verzögerungen und gar Zugsausfällen gekommen. Grund soll eine neue Software in der Personalplanung sein.

In den letzten Wochen ist es bei der SBB verschiedentlich zu Problemen gekommen. Die Rede ist von Verzögerungen, Zugsausfällen oder verkürzten Zugkompositionen. Als Grund soll die SBB jeweils "fehlendes Personal" angegeben haben, was offenbar zur Vermutung führte, dass bei der SBB tatsächlich ein Engpass beim Zugspersonal und insbesondere bei den Lokführern herrscht. In Tat und Wahrheit aber soll nicht Personalmangel Ursache der Probleme sein, sondern eine neue Software, welche für die Disposition der Lokführer verantwortlich zeichnet. Wie die "NZZ" berichtet, habe die SBB das System Sopre neu eingeführt. Sopre hätte eigentlich die Aufgabe, dem System für die Disposition des Rollmaterials diejenigen Daten zu entnehmen, die für die Einsatzplanung der Zugführer nötig sind. Offenbar funktioniert dies aber nicht reibungslos, so dass bei Umdispositionen von Lokomotiven und Wagen nicht immer nachvollziehbar bleibe, welchem Lokomotivführer welcher Dienst zugeteilt sei, wie die "NZZ" schreibt. Dass es nicht zu noch grösseren Ausfällen gekommen sei, sei nur der Improvisationskunst und dem überdurchschnittlichen Einsatz des Personals zu verdanken, heisst es weiter unter Berufung auf "Insider".

Die SBB selbst soll auf Anfrage erklärt haben, dass verschiedene Gründe dazu geführt haben, dass der Betrieb nicht immer wie geplant gelaufen sei – Störungen, Baustellen oder auch Personenunfälle. Aber auch die Integration der Lokomotivführer-Disposition in das Sopre-System wird als einer der Gründe genannt, wobei die SBB erklärt, dass zwar rund 90 Prozent der Systemanfragen normal liefen, aber noch nachgebessert werden müsse.

Das Pendlerblatt "20 Minuten" schrieb bereits im Juli 2016, dass das System Sopre ein Flop sei. Hinter Sopre steht Accenture, das Unternehmen holte 2010 den Auftrag über ein ursprüngliches Volumen von 18,8 Millionen Franken. Laut "20 Minuten" trieben Verzögerungen und Probleme die Kosten jedoch laufend in die Höhe, und das Blatt schrieb letztes Jahr unter Berufung auf Insider, dass die Beschaffung der Lösung ein Desaster sei – ja sogar das Wort Beschaffungsskandal machte die Runde.

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