Huaweis Antwort auf Apples Macbook

von Simon Wegmüller

4. November 2017 - Huawei setzt mit seinem ersten reinen Notebook vor allem auf Design und Performanz. Diese Rechnung geht ziemlich gut auf, wie unser Test gezeigt hat.

Seit kurzem ist Huaweis erstes eigenes Notebook auch in der Schweiz erhältlich. Dabei posi­tioniert sich das Matebook X, was bereits an der Namensgebung zu erkennen ist, als direkter Konkurrent zu Apples Macbook. Extra dünn und extrem leicht soll es sein, so Huawei, und dabei gleichzeitig auch die nötige Performance liefern. Doch kann der chinesische Hersteller, eigentlich bekannt für High-end Smartphones, auch im Laptopmarkt erfolgreich mitmischen?


Design, Verarbeitung & Display

Auf den ersten Blick fällt sofort auf: ja, das Matebook X sieht aus wie ein Macbook. Das ist zwar nicht wirklich originell, doch Design-technisch gibt’s daran nichts auszusetzen. In Tat und Wahrheit gefällt das Matebook X sogar ein wenig besser, was insbesondere auch der Farbe – Space Grey, einem dunklen, beinahe schwarzen Grau – zu verdanken ist. Zudem hat die Marketingabteilung von Huawei nicht zu viel versprochen. Das Gerät ist wirklich extrem dünn (12,5 mm) und leicht (1,05 kg) und fühlt sich, bedingt durch das Aluminium-Gehäuse, sehr hochwertig an. In Sachen Verarbeitung und Design steht Huawei also dem Konkurrenten Apple in nichts nach.

Ein weiteres Highlight ist das Display. Huawei schafft hier, was man momentan bei Smartphones immer mehr beobachtet und verbaut ein 13-Zoll-Display mit minimalen Einfassungen (4,4 mm). Nur am oberen Rand wurde etwas mehr Platz gelassen, dafür findet sich an dieser Stelle eine Webcam. Auch in technischer Hinsicht enttäuscht das Display nicht, so weist dieses mit rund 350 Nits einen guten Helligkeitswert auf, stellt Farben akkurat dar (100-prozentige sRGB-Abdeckung) und spiegelt auch nicht zu stark. Dank einer Auflösung von 2160×1440, was einem Seitenverhältnis von 3:2 entspricht, sind die dargestellten Bilder dabei gestochen scharf. Das gewählte Seitenverhältnis eignet sich zudem äusserst gut zum Lesen von Web-Inhalten und auch beim Genuss von Videos bleibt dadurch nicht allzu viel Display-Fläche ungenutzt. Einziger Wermutstropfen: das Display unterstützt keinen Touch-Input.


Tastatur, Trackpad, Fingerprint Reader

Auch bei der Tastatur hat sich Huawei keine Makel erlaubt. Diese bietet das gewohnte Layout, relativ grosse und gut platzierte Tasten und nutzt das Gehäuse platztechnisch komplett aus. Auch in Sachen Schreibkomfort enttäuscht das Matebook X nicht, insofern man nicht die Qualität einer dedizierten Tastatur erwartet. So bieten die Tasten einen angenehmen Spielraum, besonders etwa im Vergleich zu den aktuellen Macbook-Modellen von Apple. Einzig die Hintergrundbeleuchtung fällt etwas unausgereift aus, so ist die Lichtverteilung nicht überall gleichmässig, was sich im Dunkeln doch recht stark bemerkbar macht – zwar ein Detail, doch fällt dieses bei einem ansonsten makellosen Design umso mehr ins Gewicht.

Etwas anders sieht es jedoch beim Trackpad aus. Wer hier Apple- oder Dell-XPS-Qualität erwartet, wird enttäuscht. Zuweilen fühlt man sich bei der Benutzung sogar in Zeiten zurückversetzt, als schlecht reagierende Trackpads die Norm waren. Hier hat Huawei leider gepatzt, denn das verbaute Trackpad reagiert bisweilen extrem schlecht, so dass man teilweise mehrmals neu ansetzen muss, um den Cursor zu bewegen, während dieser manchmal auch durch kleinste Berührungen über den halben Bildschirm verschoben wird. Zudem ist auch die Grösse des Trackpads im Vergleich zu anderen Modellen eher klein ausgefallen.

An anderer Stelle überzeugt Huawei jedoch mit einer tollen Design-Entscheidung. So fungiert der Power Button, der sich rechts oben an der Tastatur befindet, gleichzeitig auch als Fingerprint Reader. Dieser unterstützt Windows Hello, wodurch man das Gerät in Sekundenschnelle aus dem Schlaf geweckt und sich angemeldet hat. Das funktioniert äusserst gut und schnell und wirft die Frage auf, wieso dieses Feature nicht weiter verbreitet ist.


Konnektivität, Ausstattung

Bedingt durch die kompakten Masse des Matebook X finden sich einzig zwei USB-C-Anschlüsse – je einmal an der rechten und der linken Seite platziert –, um allfällige Peripherie anzuschliessen. Aufladen lässt sich das Gerät zudem nur über den Port an der linken Seite. Dafür liefert Huawei ein kompaktes Dock mit, mit dem sich die Anschlüsse um einen klassischen USB-, einen USB-C- ­sowie einen HDMI-Port erweitern lassen. Eine nützliche Inklusion, lassen sich damit doch einige negative Konsequenzen der knappen Anzahl Anschlüsse eliminieren.

Ansonsten bietet das Matebook X alles, was man in Sachen Konnektivität erwartet: Bluetooth 4.1, 802.11-ac-Wireless, zudem wie bereits erwähnt eine 1-Megapixel-Kamera an der Frontseite. Ausserdem einen sehr kompakten Power-­Adapter, welcher, dank Smart-Power-­Funktion, die Spannung automatisch der verwendeten Stromquelle anpassen kann und auch eine Schnelllade-Funktion bietet, mittels der das Gerät innerhalb kürzester Zeit (rund eine Stunde) vollständig aufgeladen werden kann. Auffällig beim Laden ist allerdings, dass das Gerät dabei doch relativ heiss wird.

Dank einer Partnerschaft mit Dolby besitzt das Matebook X darüber hinaus Lautsprecher, die für einen Laptop, insbesondere was die Kategorie der ultra-portablen Geräte betrifft, einen äusserst kraftvollen und ausgewogenen Klang liefern. Trotz Dolby, echten Surround Sound sollte man dennoch nicht erwarten, obwohl dieser in gewissem Masse simuliert wird.

Daneben gibt’s wahlweise 256 oder 512 GB SSD-Speicher, 4 oder 8 GB RAM sowie einen Intel Prozessor der siebten Generation, wahlweise i5 oder i7. Beim Testgerät handelte es sich um die etwas teurere Version mit mehr Speicher, 8 GB RAM und i7-7200U-Prozessor. Dieser verrichtet seine Arbeit ohne die Hilfe einer zusätzlichen Lüftung. Huawei setzt zur Kühlung auf eine eigens entwickelte Technologie, die gemäss dem Hersteller auch in der Luft- und Raumfahrt eingesetzt wird. Dadurch fallen auch die von anderen Geräten gewohnten Störgeräusche komplett weg. Das scheint alles in allem gut zu funktionieren, so blieb das Testgerät auch bei hoher Rechenauslastung angenehm kühl.


Akku und Performanz

Huawei hat dem Matebook X einen 5449 mAh-Akku verpasst, der im Betrieb für ausreichend Power sorgen soll. Bei normalem Gebrauch, sprich abwechslungsweises Arbeiten mit Office und Surfen im Web bei mittlerer Bildschirmhelligkeit, hält der Akku rund 6 bis 7 Stunden durch. Das reicht zwar nicht ganz für einen kompletten Arbeitstag, entspricht aber in etwa den Erwartungen. Es empfiehlt sich also, das Ladegerät stets dabei zu haben.

Dass man bei der Akkulaufzeit einige Abstriche in Kauf nehmen muss, ist sicherlich auf den verbauten Prozessor zurückzuführen. Dank i7-CPU lässt die Performanz keine Wünsche offen. Das Matebook X meistert im Test alle Herausforderungen ohne Probleme, selbst bei rechenintensiven Anwendungen, wie etwa bei der Bildbearbeitung oder beim Streamen von mehreren HD-Videos gleichzeitig. Während des gesamten Zeitraums konnten keine merklichen Verlangsamungen oder Verzögerungen festgestellt werden. Dank SSD öffnen sich Programme zudem extrem zackig und auch das Aufstarten oder Aufwecken aus dem Ruhemodus geschieht blitzschnell.

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