Werbeexperten halten Facebook-Nutzerzahlen für übertrieben

von Simon Wegmüller

13. September 2017 - Facebook soll bei den Angaben zur Reichweite gegenüber Werbekunden übertreiben. Das Unternehmen gibt teils Reichweiten an, die 30 Prozent über den offiziellen Bevölkerungszahlen liegen.

Eine Untersuchung des australischen Magazins "Adnews" ist zum Schluss kommen, dass Facebook bei den Angaben zur Reichweite von Werbung zum Teil stark übertreibt. Insbesondere bei der Altersgruppe von 20 bis 34 Jahren soll Facebook bei der Zahl der Menschen, die Werbung auf dem sozialen Netzwerk erreichen kann, viel zu hoch sein.

"Adnews" schaute sich für die Analyse die Angaben des Facebook-Tools Admanager an und verglich diese mit offiziellen Bevölkerungszahlen der Staaten. Herausgekommen ist, dass die Angaben vor allem in westlichen Industrieländern sehr hoch geschätzt sind, so gibt Facebook vor, wesentlich mehr Menschen zu erreichen, als überhaupt den staatlichen Zahlen gemäss dort leben. Facebook gibt bei den 20-24-Jährigen in Deutschland beispielsweise vor, 5,9 Millionen Personen zu erreichen, obwohl es offiziell nur 4,2 Millionen Deutsche in diesem Alterssegment gibt.

Gemäss Facebook darf man die Anzahl der erreichten Nutzer allerdings nicht mit den Bevölkerungszahlen gleichstellen, denn die von Admanager genannten Zahlen würden auch Nutzer miteinbeziehen, die nicht im Land leben, sondern zum Beispiel als Touristen oder Studenten nur vorübergehend das Land besuchen. Allerdings weichen die Zahlen zum Teil so stark von den Bevölkerungszahlen ab, dass auch die temporären Fluktuationen durch Besucher die Diskrepanz nicht ganz erklären können. So geht Admanager zum Beispiel in Australien von rund 1,7 Millionen mehr erreichten Nutzern im Altersegment von 15 bis 40 Jahren aus, als dass im Land mit insgesamt 24 Millionen Einwohnern wohnen. Dies entspricht in etwa der Einwohnerzahl der viertgrössten Australischen Stadt Perth.

Auch für Frankreich, Grossbritannien, Kanada und die USA zeigt sich dasselbe Muster. Gemäss Facebook handelt es sich bei den Angaben nur um Schätzungen, die regelmässig von Dienstleistern erhoben werden, welche Facebook beauftragt. Die Daten seien ausserdem nicht so gestaltet, dass sie sich mit den Schätzungen der Bevölkerungszahlen oder Volkszählungen decken. "Geschätzte Reichweiten in unserem Werbeanzeigen-Manager sind nicht darauf ausgelegt, Bevölkerungsdaten zu entsprechen. Sie spiegeln Nutzerverhalten, Nutzerdemographie, Standortdaten und weitere Faktoren wieder", so das Unternehmen.

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