Joseph Weizenbaum ist tot

von Urs Binder

7. März 2008 - Der Entwickler des Psychologen-Imitationsprogramms "Eliza" und spätere scharfe IT-Kritiker verstarb 85-jährig in Berlin.

Der deutsch-amerikanische Computerpionier Joseph Weizenbaum ist gestern im Alter von 85 Jahren an seinem Wohnort Berlin an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Weizenbaum, dessen Eltern in den dreissiger Jahren in die USA emigrierten, studierte an der State University in Detroit Mathematik und arbeitete ab 1955 als Systemingenieur im Computer-Entwicklungslabor von General Electric an der Entwicklung eines Computersystems für Banken.


Weizenbaum entwickelte 1966 das Computerprogramm "Eliza", dessen "Doctor"-Version Gespräche zwischen Patienten und Psychologen simulierte. Obwohl das Programm nicht als Ersatz für das Therapiegespräch gedacht war, vertrauten die Probanden dem Computer private Einzelheiten an. Nicht zuletzt deshalb wurde Weizenbaum später zu einem der schärfsten Kritker einer Gesellschaft, die den Output von Computersystemen kritiklos als stets korrekte Wahrheit empfindet. Weizenbaum betonte denn auch immer wieder die Verantwortung der Informatiker, "in seinen Ansprüchen bescheiden zu sein", denn Computerlaien hätten "gar keine andere Wahl, als dem Computer die Eigenschaften zuzuordnen, die durch die von der Presse noch verstärkte Propaganda der Computergemeinschaft zu ihm dringen."

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