Comcom-Chef Furrer übt scharfe Kritik

von Michel Vogel

6. November 2008 - Was Orange, Sunrise, Swisscom & Co. schlecht oder gut gemacht haben.

Marc Furrer, der Chef der Kommunikationskommission (Comcom), übt in einem aktuellen Interview mit der "Handelszeitung" scharfe Kritik an den Playern im helvetischen Telekommunikationsmarkt. Das Gejammer der Swisscom-Konkurrenten über fehlenden Wettbewerb lasse er nicht gelten, so Furrer, und wies die Unternehmen auf ihre eigenen Fehler hin. So bezeichnete er beispielsweise die millionenteuren Investitionen in den Mobilfunk von Tele2, das an Sunrise verkauft wurde, als einen Fehlentscheid. Die Investitionen hätten sich nicht gerechnet.



Die Strategie von Sunrise erachte er grundsätzlich als richtig, das Einbinden des Mobilfunkes in Bündelangebote sei aber erfahrungsgemäss heikel. "In Familien haben Kinder oft die gleichen Abos wie ihre Kollegen, nicht wie ihre Eltern."



Zudem seien mittlerweile die Anfragen über eine engere technische Zusammenarbeit im Mobilfunk, zum Beispiel zwischen Sunrise und Orange, verstummt. Er selbst sei dafür aber offen, um beispielsweise die Mobilfunklizenz anzupassen, denn dadurch könnten Kosten gespart werden, die wiederum zu Preissenkungen führen könnten.



Die Pannenserie von Cablecom bezeichnete Furrer als ungeheures Ärgernis. "Im Interesse des Wettbewerbs erwarte ich, dass Cablecom ein für alle mal die Probleme beim Kundendienst löst", so Furrer. Zumindest hätten die Cablecom-Besitzer im Gespräch mit ihm Besserung gelobt.



Zuversichtlich ist Furrer hinsichtlich einer Einigung über die Spielregeln beim Aufbau der Glasfasertechnologie: "Die Einsicht, dass man eine Lösung finden muss, setzt sich langsam durch", so der Comcom-Chef.



In den nächsten Wochen wird das Bundesverwaltungsgericht zudem entscheiden, ob Swisscom beim schnellen Bitstrom-Zugang marktbeherrschend ist. Der Regulator ist besonders besorgt über die steigenden Marktanteile der Swisscom. Er rechnet mit einem Nein des Bundesrats zur neuen Regelung. Sein oberstes Ziel ist es, zu verhindern, dass Swisscom wieder 70 Prozent und mehr Markanteil hat, denn "Dann wäre der Schweizer Telekommarkt definitiv nicht mehr attraktiv", so Furrer.

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