Sozial, nachhaltig, digital
Quelle: YAAY, FHNW (HSA)

Sozial, nachhaltig, digital

Diskussionen auf gleichberechtigte, umfassende Art zu führen, ist schwierig. Moderne Tools wie Sona- City, entwickelt für die Stadtplanung, können helfen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2016/07

     

Moderne Städteplanung konzentriert sich längst nicht mehr nur auf Fragen der Infrastruktur. Vielmehr gilt es, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen sowie die Ausnützung seiner Potentiale. Unter Akademikern bezeichnet man diesen Ansatz als soziale Nachhaltigkeit. Zu diesem Thema wird viel geforscht. Die Ergebnisse solcher Forschung bürgernah in die Praxis umzusetzen, ist allerdings eine Herausforderung.
Genau dieses Ziel verfolgt aber die Basler Design-Agentur YAAY in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW (HSA). Gemeinsam entwickelten sie die Software Sona-City. Diese basiert auf Theorien zur nachhaltigen Stadtentwicklung von Matthias Drilling, dem Leiter Institut Sozialplanung und Stadtentwicklung FHNW. Beginnend beim Menschen also lassen sich demzufolge die Bedürfnisse und Meinungen der Beteiligten in fünf Hauptkategorien einteilen: Sozialstruktur, Nutzung, Mobilität, Barrierefreiheit und Partizipation. Jede dieser Kategorien wiederum verfügt über weitere Unterkategorien, die eine detaillierte Erfassung ermöglichen.



Themen besetzen

Zusammen formen die fünf Themen eine Meinungslandschaft, die als Planet bezeichnet und entsprechend dargestellt wird. Ein Nutzer erhält einen kurzen Einleitungstext zu jedem Thema und kann anhand der Unterkategorien das Thema in Folge vertiefen. Jede Kategorie wird durch eine Flagge repräsentiert, die auf dem Planeten gepflanzt wird und es ihm quasi erlaubt, das Thema zu «besetzen». Die einzelnen Flaggen lassen sich noch mit Zusatzinfos oder Bildern versehen. Gleichzeitig lassen sich die Planeten miteinander vergleichen, um einen Überblick über die in einer Gruppe vorhandenen Meinungen zu erhalten.
Mit Hilfe dieses Schemas lassen sich Profile erstellen, die als Diskussionsgrundlage dienen. Das passiert aber nicht mehr auf Papier, sondern mit einer modernen Web-App. Mit wenigen Klicks lässt sich so ein Profil erstellen. Das ganze Verfahren ist natürlich etwas umfangreicher, dennoch hilft die Software stark bei der Komplexitätsreduktion. Das sieht man schon daran, dass es YAAY gelungen ist, ein ganzes Buch auf eine recht übersichtliche App zu reduzieren.
Matthias Drilling hatte nämlich ursprünglich vor zwei Jahren mit der auf Datenvisualisierung spezialisierten Agentur Kontakt aufgenommen, weil er Visualisierungen und eine Buchgestaltung zum Thema benötigte. In den folgenden Gesprächen wurde schnell klar, dass das Potential weit über ein paar Grafiken hinausging.

Gängige Klischees

Im Folgenden wurde eine eigene Bildsprache entwickelt, die das komplexe Thema intuitiv vermittelt und gleichzeitig die Nutzer fern gängiger Klischees hält. Beispiel Barrierefreiheit: Im ersten Moment kam hier die bekannte Rollstuhl-Abbildung ins Spiel, wurde aber sofort kategorisch verworfen. «Die konkrete Abbildung hätte die Menschen provoziert und zu stark in die Diskussion über die richtige Abbildung gedrängt, anstatt sich mit den Inhalten generell zu befassen», so Darjan Hil, Managing Partner bei YAAY. Denn Barrierefreiheit heisst, dass Menschen unabhängig von Geschlecht, Alter, kulturellem Hintergrund oder sozialer Stellung gleiche Zugangsmöglichkeiten zu allen Angeboten ihrer Umgebung haben sollen.
Sind die Planeten erstellt und beflaggt, folgen Workshops, um die Thematik weiter zu vertiefen. Die eigens entwickelte Bildsprache erlaubt dabei einen intuitiven Umgang mit den Themen. Die Software ist seit Anfang Juli fertig und wird nun der Öffentlichkeit vorgestellt. Zielpublikum sind in einem ersten Schritt klar die für die Stadtplanung zuständigen Behörden. Interessierte können sich unter www.sona-city.ch anmelden.


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