Geht bei der Schweizerischen Post in der Digitalisierung ebenfalls "die Post ab"?
Susanne Ruoff: Ja, salopp ausgedrückt könnte man dem wohl so sagen – die Digitalisierung schreitet auch bei der Post im Expresstempo voran. Unser Unternehmen selbst wird immer digitaler und unsere Kundinnen und Kunden auch: Die Post tragen sie heute praktisch in der Hosentasche via App mit. Sie finden unsere Dienstleistungen online, wir sind aber auch mit unseren Poststellen physisch nach wie vor stark präsent. Unser Credo ist: Sowohl, als auch – wir können beides. Die Post reagiert also einerseits auf den gesellschaftlichen und technologischen Wandel. Andererseits beschäftigen wir uns auch aktiv mit neuen Entwicklungen: Mit der autonom fliegenden Drohne etwa für Spezialtransporte, mit Zulieferrobotern oder dem fahrerlosen Postauto.
Die Digitalisierung ist geprägt von disruptiven Chancen und gleichzeitig komplexen Herausforderungen. Wie gelingt der Schweizerischen Post dieser Hochseilakt in der komplexen Balance zwischen Digitalisierung, Transformation, Innovation, Effizienzsteigerung und auch als Unternehmen mit Verantwortung als wichtiger Arbeitgeber und grundversorgungsbeauftragter Lieferant von Postdienstleistungen und Zahlungsverkehr?
Grundsätzlich tut die Post das, was sie schon immer getan hat: Wir transportieren Güter, Daten, Menschen von A nach B. Was sich aber ändert, sind die Transportmittel, also die Technologien. Statt Postkutschen fahren wir heute mit modernen elektrisch betriebenen Fahrzeugen. Wir wollen diesem Spannungsfeld erfolgreich begegnen: Wir setzen auf hohe Effizienz, verteidigen damit unser bestehendes Kerngeschäft und entwickeln gleichzeitig neue Produkte und Dienstleistungen entlang den veränderten Bedürfnissen unserer Kunden. Es ist wichtig zu verstehen, dass die Post nicht stillstehen darf: Die Post muss sich weiterentwickeln, damit es auch morgen in der Schweiz eine Post gibt, die zu den besten der Welt gehört und die nicht am Subventionstropf hängt. Wir verlieren jährlich zwischen 2 und 4 Prozent des Volumens von adressierten Briefen an digitale, postunabhängige Kanäle, und die Margen bei den Paketen bewegen sich in einem harten, internationalen Konkurrenzkampf. Gleichzeitig brechen die Umsätze in den traditionellen Poststellen regelrecht ein. Von der prekären Tiefzinssituation im Finanzmarkt mit PostFinance gar nicht zu sprechen. Wenn wir auf diese Entwicklungen nicht antworten, bekommen wir grosse Schwierigkeiten.
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