Mit PLM gegen die Informationsflut
Quelle: zVg

Mit PLM gegen die Informationsflut

Von Dr. Hermann Pätzold und Thomas Pyschny

Weil Product Lifecycle Management (PLM) mit teuren IT-Systemen assoziiert wird, wird sein Potential besonders für KMUs häufig unterschätzt.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2016/05

     

PLM ist eine Sammlung von Methoden, um die Informationsflut bewältigen zu können, die z.B. bei der Entwicklung, der Produktion, der Verwendung, dem Unterhalt und der Verschrottung eines Produktes, also während eines Produktlebenszyklus‘, über ein Unternehmen hereinbricht. Ein Produkt kann auch Software oder Dienstleistungen sein.
Zu PLM gehört die Verwendung von PLM-Software. Das Ziel sind jedoch veränderte Arbeitsprozesse. Mit der Einführung von PLM stehen Mitarbeitenden überall und jederzeit die notwendigen Produktinformationen zur Verfügung, und bei Abschluss der Arbeit sind alle Ergebnisse und der Abschluss in das PLM System eingepflegt. Zeitraubende Informationssuche und nachträgliche Dokumentation entfallen. Die abgelegten Informationen können nun für die Verbesserung des Produktes und der Prozesse herangezogen werden.

PLM auch für KMUs

Ursprünglich waren PLM-Systeme in der Auto- und der Flugzeugindustrie angesiedelt. Die Systeme hatten den Ruf, nicht benutzerfreundlich zu sein und waren so teuer, dass nur grosse industrielle Betriebe mit langen Entwicklungszyklen sie sich leisten konnten.
PLM-Systeme werden heute jedoch mehr und mehr auch von KMUs als cloudbasierte Applikationen und in industrie-fernen Bereichen verwendet. So setzt TUI Nordic für ihr Produkt «Reise» (inkl. Hotels, Restaurants, Flüge u.a.m.) PLM ein, um Kunden massgeschneiderte Reisen anbieten zu können. Durch eine strukturierte Datenablage kann TUI Nordic z.B. alle Reisen finden, auf denen Kunden in einem bestimmten Hotel übernachten und so günstigere Preise aushandeln.
PLM hilft bei Herausforderungen, die sich mit der zunehmenden Komplexität von Produkten wegen zunehmenden Varianten und in einem globalen Markt ergeben. Zudem erfordern staatliche Regulierungen, Forderungen nach umweltverträglichen Produkten und die Erwartung, soziale Verantwortung zu übernehmen (z.B. Textilproduktion in Bangladesch) ein Dokumentmanagement, das jederzeit den Nachweis der Konformität der Produkte erlaubt.

Kundenzentrierte Produktentwicklung


PLM verknüpft die Kundenanforderungen mit Produktspezifikationen und den rückgemeldeten Erfahrungen und ermöglicht so, initiale Anforderungen und reale Nutzung besser zu verstehen. Ziele sind eine erhöhte Produktivität in der Produktentwicklung und die Unterstützung von Innovationen.
Zudem unterstützt PLM die Standardisierung und Modularisierung der Produkte, da sie hilft, Variabilität zu reduzieren.
Will ein Unternehmen PLM einführen, wird zunächst in einer PLM-Vision beschrieben, was man durch die Einführung gewinnt. Darin werden auch die nötigen Schritte aufgeführt, um PLM optimal einsetzen zu können. Das kann der Aufbau einer Prozessorganisation mit durchgängigen Arbeitsprozessen sein oder Änderungen in der IT-Systemlandschaft.

Mit PLM zur durchgängigen Systemlandschaft


Mit der PLM-Einführung werden häufig viele Einzelapplikationen (und seien es Excel-Makros) durch eine durchgängige und integrierte Systemlandschaft ersetzt. Diese Einzelapplikationen wurden in der Regel von einzelnen Geschäftsbereichen für spezifische Aufgaben eingeführt. Bei der PLM-Einführung werden alle Aufgaben so koordiniert, dass sie über das gesamte Unternehmen optimiert sind.
Das schliesst nicht aus, dass sie aus Sicht eines Geschäftsbereichs suboptimal koordiniert sind, weil sie dort vereinzelt mehr Ressourcen benötigen. Das kann zu Friktionen führen, die durch klare Führung gemildert werden müssen.
Damit wird auch klar, dass die PLM-Einführung nicht an Externe delegiert werden kann. Das Unternehmen muss sein spezifisches Potential mit Hilfe von Spezialisten erkennen und ein eigenes Konzept entwickeln. Dabei erleichtert die Einbindung aller Interessensgruppen auf den verschiedenen Ebenen des Unternehmens die Einführung und erhöht die Akzeptanz für PLM.
Und hier liegt auch das grösste Einsparpotential! Wird nämlich PLM nur begrenzt akzeptiert, entwickelt die Belegschaft falsche Arbeitsweisen, ev. reduziert sich gar die Produktivität. Eine Gefahr könnte sein, dass Aufgaben in alten und neuen IT Systemen parallel duchgeführt werden.

PLM und IoT


Ist PLM aber einmal eingeführt, so können Erfahrungen vermehrt in die Produktentwicklung einfliessen und zu Verbesserungen führen. Mit der Einführung des Internet of Things werden – z.B. bei Konsumgütern für Kaffeemaschinen oder Zentralheizungen – Unmengen von Informationen anfallen, die nur mit einem intelligenten Produktdatenmanagement in optimierten Arbeitsprozessen ihren vollen Nutzen entfalten können.

Event: Agiles Vorgehen in PLM-Projekten

PLM-Projekte betreffen aufgrund ihrer interdisziplinären Natur verschiedene Geschäftsbereiche eines Unternehmens. Oftmals mangelt es den beteiligten Parteien an Verständnis für die Ausgangslage und Zielvorstellung des jeweils anderen.
Um den Projekterfolg zu gewährleisten, muss die Entwicklung von einem gemeinsamen Verständnis der PLM-Strategie, der technischen Architektur sowie der Organisation im Vordergrund stehen. Dieser Prozess kann durch agile Projektmethodik optimal unterstützt werden.
Referenten: Sebastian Falkenberg, Christoph Oberer (LMtec swiss)
Datum/Ort: 25.5.2016 16:00 – 18:00h, Zürich, kostenlos
Anmeldung: swissict.ch/veranstaltungen/


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