Seitenblick: Person of Interest
Quelle: SwissICT

Seitenblick: Person of Interest


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2014/05

     

Die GV des swissICT rückt näher und ich freue mich, möglichst viele unserer Mitglieder zu treffen und zusammen mit meinen Vorstandskollegen das Vereinsjahr Revue passieren zu lassen, ein wenig in die Zukunft zu schauen und mich von unserem Gastredner inspirieren zu lassen. Dass dies Prof. Rolf Pfeiffer, unserem Schweizer Robotik Papst, gelingen wird, daran habe ich keine Zweifel. Also, wer sich noch nicht angemeldet hat, ist hiermit nochmals herzlich eingeladen.
Es ist aber nicht unser Referent, der mich zum Titel dieser Kolumne verleitet hat – so interessant er als Person sein mag. «Person of interest» bedeutet soviel wie eine Person von besonderem (polizeilichen) Interesse. Also jemand, der zwar kein Verbrechen begangen hat, den die Polizei aber auf dem Radar hat. «Person of Interest» ist auch der Titel einer amerikanischen Fernsehserie, die nicht nur spannende Unterhaltung bietet, sondern auch wunderbar aufzeigt, was IT heute zum Teil und in Zukunft ganz sicher ermöglichen wird.

Reese, ein ehemaliger CIA-Agent und Finch, ein paranoider Milliardär und begnadeter Informatiker (übrigens endlich mal ein cooler Nerd), spielen die Hauptrollen in diesen Geschichten. Finch hat im Auftrag der Regierung (wer das eigentlich ist, weiss man im Film realistischerweise auch nicht genau) ein Computersystem entwickelt, das geplante Terrorakte rechtzeitig erkennen und damit verhindern soll. Sozusagen als Nebenprodukt erkennt dieses System, das Finch schlicht «the machine» nennt, auch ganz alltägliche Verbrechen ohne Relevanz für die nationale Sicherheit. Diese Verbrechen zu verhindern haben sich Finch und Reese zur Aufgabe gemacht.
Bereits bei der Entwicklung der Maschine plagten Finch Gewissensbisse und er hat versucht den Zugang zur «Machine» vollständig abzuriegeln, so dass diese nur für den vorgesehenen Zweck eingesetzt werden kann. Nicht mal er selbst kann darauf zugreifen und niemand weiss, wo sich die Maschine physisch befindet. Dass «the machine» mit der Zeit beginnt ein Eigenleben zu entwickeln, überrascht nicht.

Das alles klingt ein wenig metaphysisch und nach Science Fiction. Mit «TrapWire» und den Snowden-Veröffentlichungen hat die Serie aber den Status von Science Fiction verloren. Vielmehr bietet sie Anschauungsunterricht für das ethische und gesellschaftspolitische Dilemma, in dem wir zunehmend stecken werden. Daten werden gesammelt, sie werden analysiert und mit zunehmender Intelligenz der Maschinen (und ich glaube fest daran, dass die Artificial Intelligence ihren nuklearen Winter überstanden hat) wird es «the machine» geben. Wir sollten uns Gedanken machen, wie wir sie nutzen werden. Und wer sie nutzen soll.

Irgendjemand wird sie bauen – oder hat sie schon gebaut.


Dr. Thomas Flatt ist Präsident swissICT, Unternehmer, Berater und Verwaltungsrat


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