Editorial: Erobern nach dem Apfel Bananen den Smartphone-Markt?
Quelle: SITM

Editorial: Erobern nach dem Apfel Bananen den Smartphone-Markt?


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2013/11

     

Möglichst klein, dünn und flach war ge-stern, in Zukunft scheint krumm wie eine Banane angesagt zu sein. Und gross müssen sie sein, die neuesten Smartphones. So gross, dass sie kaum mehr in der Hosen- oder Jackentasche Platz finden. Doch was bringen solche riesigen, gebogenen Telefone, wie sie LG und auch Samsung in den letzten Wochen vorgestellt haben und zumindest in Südkorea bereits in den Verkaufsregalen stehen? Wo liegen die Vorteile gegenüber dem klassischen Smartphone?
«Das vertikal geschwungene Design des LG G Flex reduziert den Abstand zwischen Mund und Mikrofon, wenn das Telefon auf traditionelle Weise gehalten wird», teilt LG mit. Da ist was dran. Und woher die Idee kommt, dürfte auch klar sein, haben wir doch in der Vor-Schnurlos- und Handy-Ära Jahre lang an leicht gebogenen Telefonhörern gehangen. Back to the Roots also. Doch LG verspricht noch mehr: «Die Krümmung des LG G Flex entspricht der Form des durchschnittlichen menschlichen Gesichts, um eine bessere Klang- und Stimmqualität zu erreichen.» Und was ist mit all den Menschen ohne Durchschnittsgesicht? Item. Untermauert wird die Klang- und Stimmverbesserung mit einer Zahl: Die geschwungene Form soll ein um 3 Dezibel höheres Klangniveau im Vergleich zu herkömmlichen, flachen Smartphones bieten. Schön.
Weitaus besser vorstellen kann man sich, dass das krumme Ding durch seine spezielle Form angenehmer in der Hand liegt und laut LG auch in der Gesässtasche besser Platz haben soll. Letzteres bezweifle ich jedoch, ausser man hat auch einen durchschnittlichen Hintern. Und auf dem Tisch liegen gebogene Smartphones definitiv schlechter und wippen beim Schreiben hin und her. Doch auch das ist anscheinend ein Vorteil: «Liegt das G Flex auf einer geraden Oberfläche, strahlen die Lautsprecher seitlich nach unten ab, was für zusätzliche Resonanz sorgt.» Samsung bietet derweil eine Funktion, mit der man durch eine leichte Berührung und das Wippen den Song wechseln kann. Musik-Fans kommen also voll auf ihre Kosten.
Nicht zuletzt verspricht LG einen IMAX-Effekt wie bei seinen neuen Curved OLED TVs, also ein deutlich besseres Bild aus grösseren Blickwinkeln mit Vorteilen beim Videoschauen und Spielen. Für Multimedia-Enthusiasten sind die krummen Dinger also ganz sicher ein interessantes Spielzeug.



Ich glaube trotzdem nicht so richtig an den Erfolg dieser neuen, gebogenen Smartphones und prophezeie ihnen nur ein kurzes Gastspiel – wenn sie denn überhaupt nach Europa und in die Schweiz kommen. Aber: Immerhin zeigen sich die beiden koreanischen Hersteller innovativ und ruhen sich nicht auf ihren Lorbeeren aus, wie andere einstige Branchengrössen, die mittlerweile aufgekauft wurden oder auf Finanzspritzen angewiesen sind. Und ich warte schon gespannt auf die wirklich flexiblen Displays und Handys, die man dann zusammenrollen oder zusammenlegen kann und die sich dann wirklich jeder und nicht nur duchrschnittlichen Körperformen anpassen können. Der erste Schritt ist gemacht. (mv)


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