Aktionärslösung als Web-Service
Quelle: Agilentia

Aktionärslösung als Web-Service

Die Lösung von Agilentia ermöglicht die Online-Stimmabgabe vor und während Generalversammlungen sowie einiges mehr. Namhafte Kunden hat das Start-up bereits.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2012/09

     

Das Büro von Agilentia liegt nicht unbedingt dort, wo man das durchschnittliche Schweizer Start-up erwarten würde – nämlich mitten an der Bahnhofstrasse in Zürich. Gemäss Tobias Häckermann, CEO des Unternehmens, nicht ganz ein Zufall, aber sicher ein Glücksfall. «Ich kenne als studierter Jurist die Anwaltskanzlei, die diese Büros besitzt. Wir hatten zu Beginn der Produktkonzeption diesen Anwälten unsere Pläne vorgestellt. Davon überzeugt, haben sie uns gewissermassen als Startup-Hilfe fast unentgeltlich ein Teil der Büroräume zur Verfügung gestellt», erzählt der 27 jährige.


Ein Nachteil ist die prestigeträchtige Lage für das Umfeld, in dem sich Agilentia bewegt, mit Sicherheit nicht. Das Unternehmen, das 2010 gegründet wurde, bietet aktuell eine Online-Plattform mit zwei komplementären Modulen an: ein Investor Web Service für die gesamte Aktionärskommunikation – inklusive der Möglichkeit der Online-Stimmabgabe vor und an Generalversammlungen –, sowie eine Lösung für Verwaltungsräte, ein sogenannter Online-Boardroom, um diese zeitnah mit den relevanten Informationen über das Unternehmen und das Aktionariat zu versorgen.

Namhafte Kunden

Entstanden sei die Idee für eine Online-Aktionärslösung während einer Vorlesung an der Uni, erzählt Häckermann. «Während dieser Vorlesung hätte eine Generalversammlung stattgefunden, an der ich aber nicht teilnehmen konnte, ohne die Vorlesung zu verpassen. Also dachte ich mir: Wenn ich mein Online Banking und meine Flugtickets via Internet bestellen kann, warum kann man dann nicht auch Aktionärskommunikation via Internet machen und an GVs abstimmen?»
Beflügelt von der Idee machten sich Häckermann und seine heutigen Partner, Roman Bühler und Nathanael Wettstein – ein Uni- und ein ETH-Abgänger und beide ebenfalls noch keine 30 Jahre alt – auf die Suche nach einem potentiellen Markt für die Idee. Daraufhin wurde ein Business-Plan geschrieben und dann als allererstes ein Advisory Board aufgebaut. «Unsere Beiräte haben uns geholfen, überhaupt mit potentiellen Kunden in Kontakt zu treten», begründet Häckermann diesen Schritt.

In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass sich Agilentia in einem Umfeld primär bestehend aus grösseren, meist börsenkotierten Gesellschaften bewegt – obwohl man laut Häckermann durchaus auch KMU ansprechen will, die den Dialog mit ihren Aktionären intensivieren wollen. Vertrauen in Agilentia zu schaffen, war also in einem ersten Schritt die wichtigste Aufgabe für das junge Unternehmen. «Natürlich mussten wir dann umgehend auch unsere Zuverlässigkeit und Qualität beweisen.»


Überzeugen konnte Agilentia bis zum heutigen Tag bereits einige Kunden, darunter auch bekannt Namen wie Six Security Services oder Nobel Biocare. «Wir haben dabei unter Beweis gestellt, dass wir unsere Kunden und deren Bedürfnisse verstehen, dass wir insbesondere wissen, wie Compliance, das Procurement oder die Legal-Abteilung von grossen Unternehmen funktionieren.» Man habe dabei darauf geachtet, dass die verschiedenen Stellen gesondert angesprochen und mit den für sie relevanten Informationen versorgt wurden. Die IT-Abteilung etwa erhalte ein 30-seitiges IT-Architektur- und Security-Konzept von Agilentia, während die Rechtsabteilung wiederum alle für sie relevanten Dokumente bekomme. «Entsprechend aufwendig ist es für uns, einen neuen Kunden aufzubauen. Der Sales Circle ist relativ lange, der Entscheid für oder gegen unser Produkt kann von sechs Monaten bis zwei Jahren dauern», so Häckermann. Aktuell zählt Agilentia sechs Kunden, und ist stolz, von rund 50 Interessenten an seinen Lösungen berichten zu können. «In den kommenden zwei Jahren wird bei uns einiges gehen», ist sich Häckermann sicher.

Investitionskapital für Wachstum

Aktuell ist Agilentia auch an einer Finanzierungsrunde für ihr weiteres Wachstum. Man wirbt um eine bis anderthalb Millionen Franken, so Häckermann. Einfach sei es nicht, das Geld zu finden, doch die Tatsache, dass man schon Kunden vorweisen kann, helfe sicher bei der Suche. «Ein limitierender Faktor bei uns ist aber der relativ lange Sales Cycle und die Tatsache, dass wir ein B2B-Produkt anbieten. Viele Investoren haben vor allem Interesse an B2C-Lösungen.» In den Augen von Häckermann ist dies unter anderem deshalb so, weil der Sexappeal von B2C-Lösungen grösser sei und diese Lösungen natürlich stärker skalieren – «aber nur, wenn sie auch funktionieren», wie er vielsagend anfügt.


Als Ziel definiert habe Agilentia grundsätzlich eine Exit-Strategie – «in welcher Form auch immer. Es muss nicht unbedingt darauf herauslaufen, dass wir unser Unternehmen verkaufen. Fakt ist, dass wir, wenn wir unsere Lösungen auch international anbieten wollen, einen starken Partner benötigen, der sich entweder bei uns beteiligt oder unsere Lösung übernimmt.» Um für einen möglichen Käufer attraktiv zu werden, muss Agilentia ihre Umsätze noch weiter steigern. Wie die meisten Start-ups in dieser Phase, sei das Unternehmen noch nicht profitabel, erklärt
Häckermann, um anzufügen, dass man allerdings schon heute Umsatz ge­neriere, mit dem ein Teil der Kosten gedeckt werden könne. «Und wir streben an, ab 2014 den Break-even zu erreichen.» (mw)


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