Sony Personal 3D-Viewer - Persönliches 3D-Kino

Einer der Gründe, warum die Menschen noch immer ins Kino gehen, in einer Zeit, wo Heim­kinoanlagen mit Surround-Sound, HD- und neuerdings sogar 3D-TVs in jeder guten Stube zu finden sind, könnte darin liegen, dass ein Kinobesuch noch immer ein gesellschaftlicher Event ist. Mit dem Personal 3D-Viewer für 999 Franken präsentiert Sony nun eine Brille für das ganz persönliche Kinoerlebnis, komplett abgeschottet von der Umwelt. Ob das einsame Kinovergnügen bei der breiten Masse auf Akzeptanz stösst, wird sich zeigen. «Swiss IT Magazine» hat die Technologie-Neuheit jedenfalls bereits getestet.

Beeindruckender 3D-Effekt

Der 3D-Viewer vermittelt dem Betrachter laut Herstellerangaben den Eindruck, als würde er aus 20 Metern Entfernung auf eine ebenso grosse Leinwand schauen. Man kann sich nur schwer vorstellen, was genau dies bedeutet, solange man die Brille nicht selbst aufgesetzt hat. Tatsächlich lässt diese ein Gefühl von Distanz zwischen Zuschauer und Bild entstehen. Die effektive Grösse der Projektion ist nur schwer abzuschätzen, der Vergleich mit einer weit entfernten Kinoleinwand ist aber durchaus passend. Technisch funktioniert das System folgendermassen: Anstelle von gewöhnlichen Brillengläsern verfügt die Sony-Brille über zwei OLED-Bildschirme mit einer Auflösung von je 2,8 Millionen Pixeln. Somit erhalten beide Augen jeweils unterschiedliche Bilder, die im Hirn schliesslich zu einem Ganzen zusammengesetzt werden. Der dadurch entstehende 3D-Effekt ist verblüffend authentisch und übertrifft sogar das vom Kino her bekannte, stereo­skopische 3D-Verfahren in Verbindung mit einer Shutter-Brille.

Der Bildmodus lässt sich aber auch auf 2D umschalten. Somit können auch Inhalte betrachtet und Games gespielt werden, die nicht in 3D zur Verfügung stehen. Doch unabhängig davon, ob zwei- oder dreidimensional: Der Filmgenuss via Sony-3D-Viewer ist anstrengend, der Konsum von mehrstündigen Filmen eine Strapaze für die Augen. Wer also bereits bei 3D-Kinoaufführungen über Kopfschmerzen klagt, sollte besser die Finger vom Personal 3D-Viewer lassen.
Nicht mit Kinoqualität vergleichbar ist der Sound, den die beiden direkt an der Brille montierten Kopfhörer erzeugen. Zwar sollen diese laut Produktbeschreibung virtuellen 5.1-Surround-Sound simulieren, mit richtigem Rundum-Klang hat das Ergebnis dennoch wenig zu tun. Nichts desto trotz ist die Geräuschkulisse für Kopfhörer dieser Grösse beachtlich.

Unkomfortabel

So genial die Technologie auch ist, die in der 3D-Brille steckt, beim Produktdesign hat Sony zu viel gewollt. So hat man offenbar mit aller Kraft versucht, ein technisches Wunderwerk in ein stylisches Accessoire zu verwandeln. Ein Versuch, der gänzlich misslungen ist, denn entstanden ist eine 500 Gramm schwere Brille, deren Gewicht mehr oder weniger komplett auf der Nase lastet und dieser schnell einmal die Luftzufuhr abdrängt. Dabei wäre es ein Leichtes gewesen, einen Teil des Gewichts auf den Kopf zu verlagern. Allerdings hätte man dazu von der Brillen-Architektur Abstand nehmen und stattdessen konsequenterweise einen Helm schaffen müssen. So hingegen ist ein Produkt herausgekommen, das weder komfortabel noch diskret ist, aber beides sein möchte.

Dass die Entwicklung der 3D-Brille noch im Anfangsstadium ist, erkennt man auch an dem etwas klobigen Decoder, der die Signale von Bluray-Playern oder PS3 umwandelt und ständig per HDMI-Kabel an die Brille angeschlossen sein muss. Auch die Steuerung der Medienwiedergabe ist noch nicht völlig ausgereift, so muss diese mehr oder weniger blind über die Fernbedienung des angeschlossenen Players erfolgen.
Insgesamt ist die Idee des 3D-Viewers interessant und die Technologie überzeugend. Klar ist aber, dass der Komfort der Brille noch deutlich gesteigert werden muss, beispielsweise indem der Decoder künftig direkt in die Brille integriert oder diese mit einer WLAN-Funktion für das Abspielen per DLNA ausgerüstet wird.
(vs)