Big Brother Award zum fünften Mal verliehen

Die Luftwaffe, der Verband der Schweizer Krankenversicherer und die Stadtpolizei Zürich sind die "strahlenden" Gewinner des Preises, den keiner will.
18. Oktober 2004

     

Bereits zum fünften Mal wurden am Samstag die Schweizer Big Brother Awards verliehen. Der Preis, den keiner will, erhalten diejenigen Institutionen, die im vergangenen Jahr die schlimmsten Datenschutzverletzungen begangen haben.

In der Kategorie "Staats-Award" krönte die Schweizer Luftwaffe das Siegertreppchen für ihren Einsatz der Überwachungsdrohne "ADS 95 Ranger", die wahllos Zivilpersonen aus der Luft filmte. Auf den zweiten Rang schafften es Bundesrat Christoph Blocher und Alt-Bundesrätin Ruth Metzler für ihre geplante Verschärfung des Asylrechts, gefolgt vom Berner Obergericht, das mit den Cumulus-Daten der Migros eine Rasterfahndung durchführte.

Den "Business-Award" durfte der Verband der Krankenversicherer der Schweiz entgegennehmen für die Einführung des Tarifsystems Tarmed, das den Krankenkassen Daten zur Behandlung offenlegt und so einen ersten Schritt zum gläsernen Patienten darstellt. Auf den Plätzen folgen die Mailprofiler AG, die per Mail das Kundenverhalten unbemerkt ausspionieren kann, und die Direktversandfirma AWZ AG, die sich damit brüstet, über 4,5 Millionen Schweizer Privatadressen zu verfügen.

Den Kampf um den erstmals verliehenen "Arbeitsplatz-Award" vermochte die Stadtpolizei Zürich für sich zu entscheiden. Sie hatte im Sommer 2003 heimlich den E-Mailverkehr von etlichen ihrer Angestellten überwacht. Auf den zweiten Platz schafften es die Informatikdienste des Kantons St. Gallen für ihre Dienstanweisung über den Einsatz von Informatikmitteln in der Staatsverwaltung, die es Vorgesetzten erlaubt, ohne jeden Tatverdacht jederzeit den Internetverkehr der Angestellten zu überwachen und personenbezogen auszuwerten. Auf Rang drei folgt Pick Pay, die von Stellenbewerbern unverhältnismässige Auskünfte über Gesundheitszustand und Vorstrafen verlangte.


Der begehrte "Lebenswerk-Award" erhält der Luzerner CVP-Nationalrat Josef Leu, der sich seit Jahren für die Schaffung einer Bundessicherheitspolizei einsetzt.

Der "Winkelried-Award" schliesslich, der an Personen verliehen wird, die sich in lobenswerter Weise gegen die zunehmende Überwachung zur Wehr setzen, geht an den Berner Rechtsanwalt Daniele Jenni, der im Sommer 2004 eine Klage gegen die Bündner Kantonspolizei einreichte, weil diese über 1000 WEF-Demonstranten fichiert und die Daten an die Bundespolizei weitergegeben hatte.


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